KULTUR: VIELFALT SICHERN, TEILHABE ERMÖGLICHEN
- Thomas Weber

- 18. Dez.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Dez.
Die Diskussion über das Wiener Kulturbudget 2026 ist mehr als eine Debatte über Zahlen. Sie ist eine Debatte darüber, welchen Stellenwert Kunst und Kultur in unserer Stadt haben und wie verantwortungsvolle Kulturpolitik in herausfordernden Zeiten aussieht.
Zu Beginn steht ein klarer Dank: an die Künstlerinnen und Künstler Wiens, die mit ihrer Arbeit Räume öffnen, Fragen stellen, irritieren, trösten und verbinden. Kunst und Kultur sind kein Luxus, sondern ein unverzichtbarer Teil unseres demokratischen Fundaments. Sie machen Wien lebendig, vielfältig und offen.
Ebenso gilt mein Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kulturverwaltung, denn sie sorgen mit hoher Fachkompetenz, großer Sorgfalt und oft unter erheblichem Zeitdruck dafür, dass Kulturpolitik nicht nur angekündigt, sondern tatsächlich umgesetzt wird.
Und nicht zuletzt gilt mein Dank dem Publikum – den Wienerinnen und Wienern, die Kultur durch ihr Interesse, ihre Teilnahme und ihre Diskussionen erst lebendig machen.
Ein Budget für Vielfalt
Ja, das Kulturbudget 2026 ist niedriger als jenes des Vorjahres, denn auch Kultur leistet einen Beitrag zur Konsolidierung unseres Gesamtbudget. Aber es ist kein Sparbudget gegen die Kultur, wie manche behaupten.
Der Rückgang erklärt sich vor allem dadurch, dass befristete Einmalmaßnahmen auslaufen. Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren als Reaktion auf Pandemie, Energiekrise und massive Teuerung bewusst und richtig gesetzt wurden. Gleichzeitig leisten große Institutionen ihren Beitrag, während gezielte Maßnahmen sicherstellen, dass die Vielfalt der Wiener Kulturlandschaft erhalten bleibt. Die Förderlandschaft bleibt insgesamt weitgehend stabil.
Der langfristige Budget-Blick
Wenn wir über Budgets sprechen, ist der Blick auf die Entwicklung über mehrere Jahre entscheidend. Und dieser zeigt eindeutig: Seit 2018 wurde das Wiener Kulturbudget massiv erhöht nominal um über 44 Prozent, inflationsbereinigt um rund 11 Prozent.
Diese Entwicklung ist das Ergebnis unserer klaren kulturpolitischen Linie: langfristig denken, strukturell stärken und nicht kurzfristigen Effekten hinterherlaufen. Die Investitionen der vergangenen Jahre zahlen sich heute aus. Sie bilden auch die Grundlage dafür, dass wir auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten Stabilität und Vielfalt sichern können.
Vielfalt sichern, Teilhabe ermöglichen
Unsere Leitlinie des Wiener Kulturbudgets 2026 ist klar:
Wir schützen die Vielfalt der Wiener Kulturlandschaft und sorgen weiterhin für leistbare, frei zugängliche Kulturangebote für alle Wienerinnen und Wiener. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Kinder- und Jugendkultur.
Konkret heißt das: Mit diesem Budget werden 2026 rund 11.000 geförderte, frei zugängliche Kulturveranstaltungen ermöglicht – im Schnitt etwa 30 pro Tag. Das ist Kulturpolitik, die kulturelle Teilhabe ernst nimmt.
Schwerpunkt Kinder- und Jugendkultur
Ein zentraler Schwerpunkt bleibt die Kinder- und Jugendkultur. Wer will, dass kulturelle Teilhabe nicht vom Einkommen der Eltern abhängt, muss früh ansetzen. 2026 werden alle kulturellen Bildungsprojekte und Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche stabil gehalten. Darüber hinaus werden wir auch weiter investieren:
Das Junge Theater Wien wird weiter ausgerollt, und mit dem Zentrum für Kinderkultur in Floridsdorf entsteht ein Leuchtturmprojekt in einem Außenbezirk – bewusst nicht im Zentrum. Ein Ort für kulturelle Bildung, Fantasie und Neugier, der klar sagt: Kultur gehört allen Kindern dieser Stadt.
Strukturelle Investitionen für die Zukunft
Kultur braucht mehr als Projekte. Sie braucht Räume, Zeit und Stabilität. Der Spatenstich für das Atelierhaus am Otto-Wagner-Areal ist dafür ein starkes Zeichen. Hier entstehen Arbeitsräume, Werkstätten und Residenzen – ein Ort, an dem Kunst langfristig produziert werden kann. Auch das ist Resilienzpolitik.
Stärkung des Jüdischen Museums Wien
Ein klares politisches Signal setzten wir auch beim Jüdischen Museum Wien: Das Budget wird erhöht, zusätzlich werden wir in die Sanierung des Stadttempels investiert. Wien steht damit sichtbar zu seiner jüdischen Geschichte, zu jüdischer Gegenwart und zu jüdischem Leben in der Zukunft.
Arbeitsstipendien: weniger, aber mehr Flexibilität
Die Zahl der Arbeitsstipendien wird reduziert. Das hat einen klaren Hintergrund: Sie wurden als gezielte Corona-Übergangslösung eingeführt, als viele künstlerische Arbeitsmöglichkeiten weggebrochen sind. Nun wird ein bewusster Schritt gesetzt: weg von starren Kontingenten nach Sparten, hin zu mehr Flexibilität. Mittel können dort eingesetzt werden, wo der tatsächliche Bedarf liegt. Das ermöglicht gezieltere Entscheidungen, berücksichtigt unterschiedliche Arbeitsrealitäten und stärkt die Steuerungsfähigkeit der Förderung. Weniger starre Vorgaben, mehr Spielraum, näher an der Realität der Szene.
Transparenz und Vertrauen in Expertise
Transparenz ist mir ein zentrales Anliegen. In Wien werden alle Förderungen im Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsbericht offen ausgewiesen. Jede und jeder kann nachvollziehen, wohin öffentliche Mittel fließen. Förderentscheidungen beruhen auf Expertise und der Arbeit unabhängiger Jurys und Beiräte aus den jeweiligen Kunstsparten. Politik setzt die Rahmenbedingungen, trifft aber nicht tausende Einzelentscheidungen, und sollte das auch nicht. Gute Kulturpolitik braucht Vertrauen in fachliche Expertise.
Die Veröffentlichung abgelehnter Förderanträge - wie von ÖVP und FPÖ gefordert - würde keine zusätzliche Transparenz schaffen, sondern Künstlerinnen und Künstler stigmatisieren und Karrieren gefährden. Transparenz darf nicht zu Bloßstellung werden.
Ein Budget mit Perspektive
Das Kulturbudgets der letzten Jahre sind Teil eines langfristigen Weges: mehr Stabilität und Resilienz für die Kunst- und Kulturszene, mehr Teilhabe und Zugänglichkeit, bessere Arbeitsbedingungenund eine stärkere kulturelle Infrastruktur.
Dieser Weg endet nicht mit dem Kulturbudget 2026, sondern er geht weiter: gemeinsam mit der Wiener Kulturszene und einem engagierten, neugierigen Publikum. Mit diesem Budget sichern wir die Vielfalt, die Freiheit und die Zukunft der Wiener Kulturlandschaft.









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