Im Rahmen der Debatte im Wiener Gemeinderat hatte ich Gelegenheit meine Standpunkte zum Thema Antisemitismus und den aktuellen Ereignissen zu teilen.
In den letzten Wochen haben mich die Szenen, die sich in den Straßen Wiens abgespielt haben, auf vielerlei Art sehr bewegt: Einerseits hat mich die Solidaritätskundgebung mit Israel tief berührt. Diese Veranstaltung zeigte mir, dass die jüdische Community und ihre Freunde in unserer Stadt zusammenstehen. Ich möchte meine Anerkennung und meinen Dank an die Israelitische Kultusgemeinde und die Jüdische österreichische Hochschülerschaft aussprechen, die diese Kundgebung in diesen schwierigen Zeiten organisiert haben. Und natürlich bei Daniel Landau für das bewegende Lichtermeer am Heldenplatz, wo 20.000 Menschen unter dem Motto "bring them home how" die sofortige Freilassung der Geiseln von Hamas gefordert haben. Vor allem möchte ich aber all jenen Menschen meinen Dank aussprechen, die bei diesen Kundgebungen anwesend waren und ihre Solidarität gezeigt haben.
Andererseits gab es - trotz behördlicher Untersagung - zur nahezu gleichen Zeit eine äußerst besorgniserregende Demonstration am Stephansplatz. Dort wurden die schlimmsten antisemitischen Parolen skandiert. In den folgenden Tagen wurden nicht nur in Wien, sondern in ganz Europa in zahlreichen Protestaktionen Aussagen laut, die wir auf das Allerschärfste verurteilen müssen.
Denn für mich ist eines ganz klar: Antisemitismus hat in unserer Stadt keinen Platz, egal aus welcher Ecke dieser Hass kommt.
Antisemitismus hat seine Wurzeln tief in der Vergangenheit: Im Römischen Reich wurden Juden als Fremde gebrandmarkt, im Mittelalter wurden sie verfolgt, und in der spanischen Inquisition vertrieben. Die schrecklichen Ereignisse der russischen Pogrome und vor allem der Holocaust zeugen von der abscheulichen Brutalität, zu der Hass und Antisemitismus führen können. Doch dieser Hass hat sich nicht im Geschichtsbuch verloren. Antisemitismus existiert heute in unserer Gesellschaft in vielen teilweise sehr subtilen Ausprägungen, von verdeckten Vorurteilen bis zur expliziten Gewalt, und eben auch in extremistischen Auslegungen des Islam.
JÜDISCHES LEBEN SCHÜTZEN
Das jüdische Leben ist ein integraler Bestandteil unseres Landes, und es ist unsere Pflicht, es zu schützen. Es liegt in unserer Verantwortung, nicht nur den Antisemitismus aus unseren eigenen Reihen zu bekämpfen, sondern auch sicherzustellen, dass Menschen, die zu uns zuwandern, unsere grundlegenden Werte der Offenheit und Toleranz voll und ganz annehmen.
WIR DULDEN KEINEN ANTISEMITISMUS - EGAL WOHER ER KOMMT!
Kulturelle Vielfalt bedeutet nicht, dass wir unsere Werte aufgeben müssen. Ganz im Gegenteil, wir müssen die Bedeutung unserer Werte erklären und sicherstellen, dass sie von allen angenommen werden, die in Österreich Zuflucht oder eine neue Heimat suchen.
Es sollte klar sein: Diejenigen, die nach Österreich kommen und hier gegen jüdisches Leben hetzen, sind in Österreich nicht willkommen.
Der Kampf gegen Antisemitismus erfordert die Beteiligung von uns allen. Unsere Mission ist klar: Wir müssen den Weg für eine Welt ebnen, in der alle Menschen, unabhängig von Herkunft oder Religion, in Frieden miteinander leben können. Wir müssen für eine Welt aufstehen, in der Vielfalt nicht nur toleriert wird, sondern als eine Quelle der Stärkung und der Bereicherung erachtet wird.
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